Quellensammlung VIA REGIA - Sachsen
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Literatur
"Erdbeschreibung der Churfürstlichen- und Herzoglich- Sächsischen Lande"
von Friedrich Gottlob Leonhardi
Zweyter Band, 3. Auflage - Kapitel IV. Der Leipziger Kreis I. Das Kreisamt Leipzig
Johann Ambr. Barth, Leipzig, 1803
D Google Books http://books.google.de/books?id=XR_6ZH7jKYMC&printsec=frontcover&dq=editions:0ljDDrWHURXC5cg
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T Auszug aus den Seiten 677 - 680, betreffend die nach Leipzig führenden hohen Land- und Stapelstraßen
[Vorheriger Text über die Verleihung von Messe-Privilegien an Leipzig durch Ferdinand III. und Karl VII.] Von dieser Meßgerechtigkeit muß man die Stapelgerechtigkeit unterscheiden, welche die Stadt Leipzig ganz vollkommen im Groß- und Kleinhandel auf 15 Meilen weit im Umkreise dergestalt hat, daß alle Kaufmannsgüther und Waaren, welche diesen Stapelbezirk berühren, auf den hergebrachten Stapelstraßen nach der Stadt Leipzig gefahren, daselbst abgeladen, gewogen und den Einwohnern feilgebothen werden müssen. Hiermit ist zugleich das Waage- und Niederlagerecht verbunden, weswegen die Waaren wenigstens 3 Tage feilgeboten werden müssen, ehe sie weiter gefahren werden dürfen. Bis zum westphälischen Frieden hat man es selten versucht das Stapelrecht ihr zu entziehen, wie dieß nach demselben oft und selbst in diesem Jahrhundert geschehen ist. Dieß bewog auch die Landstände den Leipziger Stapel auf den Landesversammlungen unter dem 23 Apr. 1718., 17 May 1722., 21. Apr. 1728., 6 Octbr. 1731., und 31. Jul. 1734. besonders zu schützen zu suchen. Es ist in der That zu beklagen, daß man in jetzigen Zeiten über diese an sich wohl gegründeter Stapelgerechtigkeit nicht so recht ernsthaft halten kann, weil die benachbarten Landesherrn dieselbe so viel nur immer zu schwächen suchten, ohngeachtet die kayserlichen Privilegien die Uebertreter mit des Reiches Acht und Oberacht, auch andern Strafen bedrohet haben. Und wem sind die Städte unbekannt, die gegenwärtig den meisten Vortheil aus der Umfahrung der Stapelstadt ziehen? Zur Aufrechthaltung des Leipziger Stapels sind von Alters der von den zwanzig auf diesen Stapel eingerichteten Straßen besonders nachstehende, als die fünfhohen Land- oder Stapelstraßen eingeführt worden. Die erste schon 1315. bekannte und 1341. unter des Böhmischen Königs Johannis Regierung, dann 1356. und 1377. vom Kayser Karl IV.; ferner 1462. vom KönigeGeorge 1502. und 1525. vom Könige Uladislaus; 1509. vom Herzoge George zu Sachsen; 1581. vom Churfürsten August, 1653 von Johann GeorgeI. und endlich 1709. vom Könige und Churfürsten Friedrich August I., privilegirte hohe Straße oder sogenannte oberlausitzer Königsstraße, welche aus Pohlen durch Schlesien und Oberlausitz mit Berührung des Queiskreises nach Leipzig geht. Sie berührt Lauban, Görlitz, Budißin, Camenz, Königsbrück, Hayn, die Merschwitzer Fähre, Oschatz, Eilenburg nach Leipzig; oder Oschatz, Grimma nach Leipzig. Von ihr sind verschieden: a) die vom Churfürst Johann George III. vermöge des Mandats vom 24 May 1684. ohne Berührung des Queis erlaubte sogenannte Niedere Straße aus Pohlen durch Schlesien über Sagan, Muskau, Spremberg, Finsterwalde, Kirchhayn, Torgau, Eilenburg nach Leipzig; und seit dem Rescript vom 24 Jul. 1733. ist den schlesischen Fuhrleuten, die hamburger Guth geladen haben, erlaubt worden, von Finsterwalde aus sich gleich über Sonnwalde, Dahme, Jüterbock und Niemegk nach Niedersachsen zu wenden; b) die vermöge Rescripts vom 4 Jul. 1733. festgesetzte Straße nach Frankfurth an der Oder von Leipzig über Eilenburg, Torgau, Herzberg, Schlieben, Luckau, Lübben, Böskau und Frankfurth an der Oder; oder über Düben und Wittemberg. Die zweyte führt aus Italien und Ungarn durch Oesterreich und Böhmen über Wien und Prag nebst anderen Orten nach Leipzig, und ist durch die Mandate vom 4 May 1643., vom 13 Septbr. 1657., vom 6 Aug. 1668. und vom 20 Septbr. 1749 gegründet worden. Sie geht aus Böhmen über Reizenhayn, Marienberg, Zschopau, Chemnitz, Penig, Altmörbitz, Frohburg, Borna, nach Leipzig. Die dritte durch das Mandat vom 24 Febr. 1653. festgesetzte Straße aus den beyden Rheinkreisen durch Hessen und Thüringen über Eisenach, Gotha, Erfurth, Buttelstädt, Eckhardsberga, Naumburg, Weißenfels, Lützen nach Leipzig. Den vom Rheinstrom oder von Frankdfurth am Mayn kommenden Fuhrleuten hat man auch, vermöge der Rescripte vom vom 12 März 1656. und vom 6 Octbr. 1750, die sogenannte Kupfer- und Weinstraße von Saalfeld über Blankenhayn, Auerstädt, Naumburg, Weißenfels Lützen, nach Leipzig gegen Erlegung eines eines von den Fuhrleuten Freywillig angenommenen, erhöten Gleites, vom Pferde 2 Gr., verstattet. Die vierte gehet aus der Lombardey durch Bayern und Bayreuth, und wird im zeitzischem Receste die große Landstraße von Naumburg aus auf Nürnberg zu genannt; sie geht von Nürnberg über Erlangen, Beyerschdorf, Forchheim, Bamberg, entweder nach Coburg, Gräfenthaal, Saalfeld, Jena, Dornburg über a) Dornsdorf, Steudnitz, Camburg, zum hölzernen Kreuze, Naumburg, Weißenfels, Lützen, nach Leipzig, auch von Dornburg b) über Frauenprießnitz, Stössen, Teuchern, Eisdorf, nach Leipzig, oder von Bamberg nach Nordhalden, Heimsgrün, Dregnitz, Paska, Keyis, Wegrau, Neustade a) Großebersdorf, Gera, Langendorf, Zwenkau, nach Leipzig, auch b) von Neustadt über Dreitsch, Mißitz, Garga, durchs Stift Naumburg, Weißenenfels, Lützen, nach Leipzig. Eine andere über Hof oder auch Eger duch die Mandate von 1521., 25., 26., 64., und § 14. des zeitzer Vertrages von 1567. anerkannte, auch vom 2. Decbr. 1703. und 26 Jul. 1708. bestätigte nach Leipzig führende Straße gehet über Plauen, Mylau, Reichenbach, Zwickau, durch Geßnitz, Altenburg, Borna nach Leipzig. Alle übrige von von Hof nach Leipzig führende und von den Fuhrleuten bebauete Straßen sind eigentlich Schleifwege und werden nur der Handlung wegen geduldet. Die fünfte große Heer- und Hauptstraße endlich führet aus Hamburg und den übrigen Großstädten über Bernburg nach Leipzig. Sie wird am häufigsten befahren, wenn der Fuhrmann im Herbste nicht den kürzern und wohlfeileren Weg über Cöthen, und im Winter die beständig zu passierende Straße über Dessau nehmen muß. Hierzu kommt noch der Vortheil, daß die Fuhrleute auf dieser Straße gleich bey Gattersleben links ab, auf Bulstringen und Salpke fahren, ohne Magdeburg zu berühren, wodurch sie sowohl einige Stunden Weges, als auch den verzögernden und kostbaren Aufenthalt in Magdeburg ersparen. Von Magdeburg sind also zwey große Straßen nach Leipzig; die erste gehet über Dessau, wegen der Elbbrücke des höhern, sandigen, hin und wieder auch mit Steindämmen verbesserten Weges, ob diese Straße ganz weiter und kostbarer ist, als die andere über Cöthen nach Leipzig führende. Sie ist die eigentliche Poststraße von Leipzig nach Hamburg und unter allen von von Leipzig über Magdeburg nach Lüneburg führenden Heerstraßen die nächste, angenehmste und wohlfeileste, nur wird sie wegen der Ueberfahrt über die Saale bey Kalbe, einigermaßen beschwerlich. Außer diesen nach Hamburg, Lübeck und Lüneburg führenden Straßen muß man die wegen Verwendung des 1748. im brandenburgischen angelegten hohen Tranzitzolls, im Einverständnis Sachsens mit Hannover und Braunschweig angelegte 1755. völlig eingerichtete neue Harzstraße bemerken. [...] Diese Straße gehet von Leipzig über Merseburg, Querfurt, Altstäde, Wahlhausen, Stollberg, Breitenstein, Haselfeld, Danne, Braunlage über die Achtermann´s Höhe auf die Oberbrücke, Borkenkrug und Harzburg. Alle übrigen Straßen übergehe ich hier mit Recht, weil sie nicht zu den Stapelstraßen gehören.