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Sonstiges
Straßen von Oschatz
von Gert Jubisch
06. 05. 2023 [bisher unveröffentlicht]
Um das Wegenetz von Oschatz über Jahrhunderte zu bestimmen, ist es erforderlich die örtlichen Gegebenheiten näher zu betrachten. Was gab den Ausschlag für die Entwicklung der Stadt, welche belegbaren Zeitzeugnisse gibt es und welchen Einfluss hat die topografische Lage.
Die noch nachweisbaren ältesten Bauten befinden sich auf der westlichen Anhöhe die nach den 3 weiteren Himmelsrichtungen zur Döllnitz-Aue hin abfällt. Unter Einbeziehung des Flusslaufes bei der Anlage der Wehrbefestigung gibt uns die Ansiedlung des Franziskanerklosters 1228 an der Stadtmauer einen ersten zeitlichen Anhaltspunkt. Schlussfolgernd kommt man zu der Erkenntnis, dass der Bettelmönchsorden, der sich östlich der Saale zum ersten Mal ansiedelte, hier eine funktionierende und auch eine wohlhabende Stadt vorfand. Um zu diesem Wohlstand zu kommen, war es aber erforderlich am überregionalen Warenverkehr sich zu beteiligen.
Wie könnte nun die Anbindung der Stadt an die Handelswege ausgesehen haben. Oschatz liegt zwischen zwei Flüssen Mulde und Elbe, die jeweils durch natürliche Besonderheiten zu überqueren waren. Diese Furten bestimmten den Verlauf der Handelswege. Ein weiterer ausschlaggebender Faktor war auch die Wegstrecke zwischen den Orten mit der Möglichkeit der Rast und dem Wechsel der Zugtiere. Aus diesem Grund bestimmte eine Tagesreise von ca. 25 bis 35 Kilometer den Abstand dieser Orte. Um Oschatz liegende Städte wie Grimma, Wurzen, Eilenburg und Großenhain erfüllten diese Bedingungen. So entstand ein Wegenetz zwischen diesen Ansiedlungen mit wechselnder Bedeutung.
Wie sah es konkret in Oschatz aus? Die Stadt konnte durch 4 Stadttore passiert werden. Nämlich das Altoschatzer Tor in westlicher und südwestlicher Richtung. Das näher gelegene Mügeln und Grimma oder die Furt in Trebsen waren hier erreichbar. Das Brüder Tor öffnete die Stadt in Richtung Wurzen und Eilenburg. In östlicher Richtung bestand die Möglichkeit durch das Strehlaer Tor zur Furt in Strehla zu gelangen, oder zur Furt in Merschwitz. Beide Wege führten nach Großenhain. Das Hospital Tor hatte anfänglich seinen Namen vom unmittelbar vor der Stadt gelegenen Hospital auf der gegenüber liegenden Döllnitz-Seite. Auch dieser Weg führte unmittelbar über die heutige Riesaer Straße und traf mit dem Steinweg zusammen. Der Name Steinweg belegt durch die Art des Belags die Bedeutung dieses Weges in der Vergangenheit. Der heutige Verlauf der Bundesstraße 6 entstand vermutlich erst mit der Verlegung des Friedhofes vom Kirchplatz an die heutige Stelle vor dem Hospital Tor. So ist anzunehmen, dass ab 1526 die Bedeutung der Wegeführung zunahm und mit Baubeginn der Gottesackerkirche 1584 noch intensiviert wurde.
In einem Auszug des Stadtplanes von 1899 sollen die angesprochenen Wege innerhalb und außerhalb von Oschatz dargestellt werden.
Erklärungen unterhalb der Karte
Stadtplan von Oschatz, gez. von Wilhelm Müller, Oschatz 1899, Druck von Fedor Göthel Einzeichnungen von Gerd Jubisch
Rot : Wegeführung innerhalb der Stadtbefestigung
Grün : Stadttore 1 Altoschatzer Tor
2 Brüder Tor
3 Strehlaer Tor
4 Hospital Tor
Braun : vorhandene und noch nachweisbare Stadtmauer
Blau : Döllnitz
Mühlgraben innerhalb der Stadt
Wassergraben vor der nördlichen Stadtmauer
A : Straße Wurzen und Dahlen, Eilenburg
B : Straße Strehla, Großenhain
C : Straße Ganzig, Seerhausen, Jahnishausen, Boritz, Merschwitz, Großenhain
D : Straße Lonnewitz, Seerhausen, Jahnishausen, Boritz, Merschwitz, Großenhain
E : Straße Altoschatz, Mügeln
F : Straße Wermsdorf, Grimma oder Furt Trebsen
A, C, D und F stellen auch den Verlauf der Via Regia dar.